In einer Welt, die oft von Unterschieden definiert wird, suchen wir nach Wegen, die uns vereinen und unsere gemeinsame Menschlichkeit hervorheben. Der Schlüssel dazu könnte im Dialog liegen – nicht nur im Sprechen, sondern im Zuhören, im Teilen und im gemeinsamen Erleben. Am vergangenen Freitag bot der Verein „Vision für ein besseres Miteinander e.V.“ genau eine solche Gelegenheit, indem er zum Fastenbrechen im Rahmen des interreligiösen Dialogs einlud. Unter dem Motto „Nachbarschaft in Gemeinschaft“ versammelten sich Menschen verschiedener Glaubensrichtungen im katholischen Gemeindehaus St. Bonifatius, um nicht nur das Fasten zu brechen, sondern auch, um Grenzen zu überwinden und Brücken zu bauen. Der folgende Bericht von Jürgen Wittlinger nimmt uns mit auf eine Reise durch den Abend, der sowohl die Geschmäcker als auch die Geister nährte und uns zeigte, wie wertvoll solche Momente des Austauschs sind.

Am Freitagabend veranstaltete der Verein „Vision für ein besseres Miteinander e.V.“ ein Fastenbrechen im katholischen Gemeindehaus St. Bonifatius. Das Treffen stand unter dem Motto „Nachbarschaft in Gemeinschaft“ und fand im Rahmen des Projekts „Dem Himmel nah – Interreligiöser Dialog Region Böblingen“ schon zum zweiten Mal statt. Die Begrüßung und die Moderation des Abends lag in Händen von Muhammed Keskin vom Verein „Vision“. Sein spiritueller Impuls zum Thema und der Beitrag von Andreas Senn von „Dem Himmel nah“ entwickelten Gedanken zum Motto des Abends aus islamischer und christlicher Sicht. So verschieden die Texte aus den jeweiligen heiligen Schriften auch klangen, so erstaunlich deutlich waren jedoch die aufgezeigten vergleichbaren Anliegen. Es folgten Grußworte von Frau Bürgermeisterin Kraaywanger und Herrn Landtagsabgeordnetem Florian Wahl. Frau Kraaywanger übermittelte Grüße des Oberbürgermeisters und brachte die große Wertschätzung in der Stadt Böblingen zum Ausdruck. Sie hob den kontinuierlichen Einsatz der bei „Dem Himmel nah“ Engagierten für den Dialog über Grenzen der Religionen und Konfessionen hinweg hervor. Auch Herr Wahl bedankte sich für die Einladung und betonte die besondere Bedeutung der Veranstaltung im Rahmen der Wochen gegen Rassismus im Landkreis gerade auch im Hinblick auf die augenblickliche politische Situation. Entsprechend der Tradition im Ramadan, dem islamischen Fastenmonat, folgte nach Sonnenuntergang zunächst der Gebetsruf und das Abendgebet der Muslime. Anschließend begeisterte das köstliche Abendessen, Iftar genannt, alle Teilnehmenden und regte in dem gut gefüllten Gemeindesaal an, sich im Sinne der guten Nachbarschaft auszutauschen. Durch Nachfragen und Zuhören, wie die Tischnachbarn ihren Glauben leben, war der Beginn für sehr interessante Gespräche gegeben. Oft kam die Dankbarkeit zur Sprache, an diesem Abend einen kleinen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben als gute Nachbarn in unserer Stadt leisten zu können. Musikalisch wurde der Abend begleitet durch Vorträge der Musikgruppe Nevbahar. Die Gäste wurden wohltuend vom Alltag abgeholt und in unbekannten orientalischen Klangwelten willkommen geheißen. Ausgestattet mit einem Abschiedsgeschenk waren Alle über die Gastfreundschaft sehr dankbar. Eine Teilnehmerin fasste ihren Eindruck zum Ende der Veranstaltung so zusammen: „letztes Mal war ich noch nicht dabei, das nächste Mal aber ganz bestimmt“.
Jürgen Wittlinger

Durch solche gemeinsamen Erlebnisse wird deutlich, wie interreligiöser Austausch dazu beitragen kann, Vorurteile abzubauen und ein tieferes Verständnis für die Vielfältigkeit unseres gemeinsamen Lebensraums zu entwickeln. In einer Zeit, in der Dialog und Verständigung wichtiger sind denn je, erinnern uns solche Veranstaltungen daran, dass es viele Wege gibt, Brücken zu bauen und dass diese Wege oft mit einem gemeinsamen Mahl beginnen.

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